Mittwoch, 31. Dezember 2014

Weihnachten in Israel #2

"Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!"



Weihnachten in der Jerusalemer Altstadt, in der deutschen Erlöserkirche. Hunderte Kerzen erleuchten die alte Kirche und das Vater Unser auf Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch. Das allein war schon ein einmaliges Erlebnis, aber dann sind wir ungefähr um 24:00 Uhr mit mehr als 100 Leuten nach Bethlehem los gelaufen. Voran ein Stern, der vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen war, was auch nicht besser wurde, als wir ungefähr dreimal das Lied "Stern über Bethlehem" unterwegs gesungen haben. Aber eigentlich kann man zu Weihnachten ja gar  nicht zu viel Kitsch haben. Vielleicht wollte man so den unerwartet unromantischen Weg etwas aufwerten. Bethlehem ist ein Vorort von Jerusalem und hat sich in den letzten 2000 Jahren dann doch mehr verändert, als man vielleicht gedacht hätte...
Aber es war doch schön mitten in der Nacht durch die Stadt zu laufen und Weihnachten so zu be-gehen ;)
In Bethlehem gab es dann auch mehr und mehr Lichter, Girlanden und einen riesigen Weihachtsbaum mit Schwarz-Rot-Grün-Weißen Weihnachtskugeln. Manche meinten darin die palästinensische Fahne wieder zu erkennen... Schade war aber auf jeden Fall, dass auf dem kleinen Weihnachtsmarkt eine riesige Bühne stand, die das Fest zu Propaganda-Zwecken missbraucht hat. Statt eigentlich "All I want for christmas, is you." (Alles, was ich zu Weihnachten will, bist du), wie es in dem Lied von Carla Thomas oder Mariah Carey heißt, stand dort groß: "All I want for christmas, is justice!" (Alles, was ich zu Weihnachten will, ist Gerechtigkeit!" Tausende von Touristen werden so manipuliert- ob es nun gerechtfertigt ist oder nicht. Zu Weihnachten passt das nicht.
In der Geburtskirche angekommen, ging es dann auch nach ein par Liedern und dem gleichermaßen obligatorisch wie unspektakulären Besuch in der Milchgrotte wieder zurück zum Chekpoint. Beim Hinweg gab es da keine Probleme, da man einfach durch einTor raus aus Israel geht. Rein war es dann doch schwieriger. Es war bereits ca. vier Uhr morgens und die palästinensichen Arbeiter müssen jeden Morgen durch den Checkpoint, um zur Arbeit zu kommen. Zum Glück bin ich ein großer Europäer und so konnte ich mich ganz gut in die Schlange rein schieben und drängeln, so wie es erwartet wird. So stand ich nur etwas mehr als 90 Minuten an.
Am Checkpoint haben es einige eiliger als andere...
Ich hatte dann auch noch ein nettes Gespräch mit einem Araber, den ich zwei Sekundne vorher mit aller Kraft zur Seite geschoben hatte :)


An den Weihnachtsfeiertagen haben wir hier in der WG auch noch schön gefeiert, gegessen und gewichtelt. Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest und heute werden wir nach Petach Tikva und Silvester feiern.
Euch allen wünsch ich ein frohes, gesegnetes und neues Jahr!

Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachten in Israel

Heute ist der 23. Dezember, morgen ist Heilig Abend und dann Weihnachten. Bin ich schon in "Weihnachtsstimmung"? Nein. Es gibt hier ja auch nicht so Weihnachten, wie in Deutschland. Die Geburt Jesu wird unter den Juden eher selten gefeiert. Die Messianischen Juden sind eine Minderheit.
Aber umso schöner ist dafür letzten Sonntag der Gottesdienst in der Christ Church in der Altstadt gewesen. Die Predigt war über Jesus Ankunft. Zum ersten Mal an Weihnachten und dann auch die Vorfreude, wenn er wieder kommt.
Ich fand den Weihnachtsmarkt bis auf die 1/2-Meter-Bratwurst eh nie so berauschend und freu mich, deswegen, dass man die Geburt Jesu anscheinend auch ohne zu viel Kitsch feiern kann.
Obwohl ich natürlich schon gerne zu Hause in Rostock wäre und bei dem Familienfest dabei sein würde.
Allerdings freu ich mich dennoch auf Weihnachten, wenn ich mit einer Gruppe aus der deutschen Erlöserkirche nach Bethlehem wandern werde. Das wird sicherlich ein besonderes Weihanchten.
In diesem Sinne euch allen frohe und gesegnete Weihnachten!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Hallo liebe Leute!

Letzten Freitag war ich mit Mirjam zu einem Shabbatessen eingeladen. Davor haben wir uns noch in ihrer Hebräischen Gemeinde getroffen. Danach sind wir dann zu der Familie gefahren, wo wir eingeladen waren. Der Abend war wirklich sehr cool. Erstens war es eine recht große Familie, weswegen ich mich natürlich gleich ein bisschen zu Hause gefühlt habe und zweitens war es total cool, die Gebete und Segen -jüdische Traditionen in einer christlichen Familie-  auf Hebräisch mit zu bekommen.
Johannes Gerloff hatte beim Seminar letzte Woche davon gesprochen, dass er viel mit einem Rabbiner diskutiert und geredet hat. Und er lebt ja auch schon lange hier, hat so eine andere Perspektive auf die Bibel und auch auf Israel, womit manche Theologen nichts zu tun haben.
Er hat am Anfang seiner Andacht betont, dass er dabei von drei Dingen ausgeht: 
1. Die Bibl liest sich im Kontext, 
2. Gott unterscheidet. Vom Anfang der Bibel an, zwischen Licht und Finsternis, Wasser und Land, dann auch zwischen Gut und Böse und irgendwann zwischen Israel und allen anderen Völkern.
3. Gott verändert sich nicht, was bedeutet, dass man die Bibel von vorne nach hinten und chronologisch lesen bzw. verstehen muss.
Was er dann in der Andacht gesagt hat und wie mich das beeindruckt hat, könnt ihr zusammen gefasst in meinem letzten Eintrag lesen, aber ich finde es einfach total interessant, dass hier in Israel noch viel mehr auf das Alte Testament Bezug genommen wird. Natürlich von den messianischen Juden, aber eben auch von Familien, die Freitag Abends eine Shabbat-Feier haben und die Segen und Gebete sprechen.
Wir hatten in der Gemeinde, in die ich gehe mal eine Predigtreihe über die jüdischen Feste, warum wir als Christen die auch noch feiern können.
Erst fand ich das sehr komisch, sehr ungewohnt, aber wenn man darüber nachdenkt, warum feiern wir in Deutschland die Feste nicht mehr? Natürlich will Gott keine Opfer mehr von uns und auch der Bund ist ein neuer. Aber Feste, die Gott von seinem Volk zu seinem Gedenken wollte oder bestimmte Umgangsformen und Segen oder Gebete haben doch immer noch Gültigkeit, oder? Gott bleibt doch der Selbe und Jesus hat das alles auch mit gemacht. Warum feiern wir den Shabbat (oder wegen Jesus Auferstehung, den Sonntag) nicht mehr als Familienfest und Ruhetag?
Ihr seht, ein Jahr in Israel wirft auch Fragen auf. Ich habe ja noch ein bisschen Zeit mich damit zu beschäftigen und bin wirklich froh darüber, dass ich diese Möglichkeit habe, einen ganz anderen Blick auf das Alte Testament zu bekommen.

Liebe Grüße zum dritten Advent aus

Montag, 8. Dezember 2014

Seminar in der West Bank

In Bethlehem vor der Geburtskirche
Von Donnerstag bis Sonntag hatten wir ein Seminar in Beit Jalla in der West Bank. Es war erst mal gar nicht so einfach da hin zu kommen, obwohl Beit Jalla nicht mal 10 km von Jerusalem entfernt liegt. Wir konten wegen der Mauer zwischen Israel und West Bank nur bestimmte Busse nehmen und haben natürlich mit 15 Freiwilligen den falschen genommen. Auf einmal mussten wir aus dem Bus aussteigen und waren von Mauer umgeben. Der Bus fuhr weg und wir fragten Soldaten, wie wir nach Beit Jalla kommen würden. Die konnten leider kein Englisch und dadurch wurde das Gespräch auch nicht gerade einfacher. Ein Freiwilliger, der dabei war, ist schon länger hier und hat sich dann mit ihnen auf Hebräisch unterhalten. Hinter der Mauer lag Bethlemhem und von da aus könnten wir nach Beit Jalla fahren. Allerdings durften wir nicht einfach zurück und dann den Weg nach Bethlehem laufen, sondern mussten einen Bus nehmen. Zufällig hat da gerade ein Bus gewartet, mit dem wir dann einen Gruppenpreis ausgehandelt haben, um uns einfach nur 200m raus zu fahren.
Nach einigen Schwierigkeiten mit Taxifahrern kamen wir dann doch noch (fast) pünktlich an.

Eine jüdische "Siedlung" neben einem arabischen Dorf. Sind die Unterschiede wirklich so groß?
Das Seminar war wirklich sehr interessant. Wir hatten eine Islamwissenschaftlerin dabei (die in der Familie Holmer recht bekannt sein dürfte) und haben mit verschiedenen Palästinensern gesprochen. Dabei hatten wir natürlich nicht Zeit, uns ein umfassendes Bild zu machen, sondern haben mit drei verschiedenen Leuten geredet. Einem Palästinenser, der mit seinem Familienunternehmen seit Jahren gegen den Staat Israel klagt und vielen Touristengruppen sagt, wie Israelis ihn bedroht und unrechtmäßig behandelt haben. Im nachhinein erfuhren wir allerdings, dass er uns mit einigen Geschichten bewusst belogen hat auch wenn er prinzipiell gute Arbeit mit Frauen und Kindern macht.
In einem Behinderten Zentrum, in dem es Werkstätten, einen Kindergarten und eine Schule gibt, haben wir von der Arbeit dort und auch von Schwierigkeiten gehört. Allerdings schien die Situation dort sehr realistisch dargestellt zu werden.
In einem Flüchtlingslager wurde viel über die Israelis und die UN geschimpft und eben auch nur die Seite der Geschichte erzählt, die Israel schlecht aussehen lässt. SIcherlich teilweise auch zurecht.
Uns wurde allerdings z.B. auch erzählt, dass öfter mal israelische Soldaten mitten in der Nacht kommen würden und die Flüchtlinge aufwecken würden. Später wurde dazu von anderer Seite hinzugefügt, dass auch ein großer Anteil der Leute dort schon im Gefängnis waren, weil sie einfach gegen Recht verstoßen haben und dann natürlich in Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autnonomiebehörde gesucht werden.
Bei einem Besuch, wo uns aus der Sicht eines Palästinensers erzählt wurde.
Außerdem wurde uns dort auch berichtet, unter welch schlechten Bedingungen sie früher gelebt haben. Das war wirklich nicht immer leicht und Israel hat dort Fehler gemacht. Doch spricht auch einiges dafür, dass sie mit ihrer Situation anders umgehen könnten. Dort wurden wir übrigens geführt von einem Flüchtling, der zwar noch in dem Lager seinen Hauptwohnsitz hat, aber in Ramallah ein zweites Haus besitzt.
Also, was ich an diesem Wochenende gelernt habe ist, dass ich ertens auf keinen Fall Meinungen von Medien und Menschen einfach glauben sollte, dass zweitens immer wenn man glaubt, man könne sich eine Meinung bilden, man den Konflikt noch nicht wirklich verstanden hat und dass drittens es eigentlich gar nicht meine Aufgabe ist, den Konflikt zu lösen, zu bewerten oder zu entscheiden.
In einem Flüchtlingslager
Johannes Gerloff hat am Samstag Abend eine gute Andacht zu dem Auftrag der Christen den Juden gegenüber gemacht. Im Römer Brief Kapitel 11 steht deutlich, dass wenn man die Botschaft hört, man glaubt. Die Juden haben aber die Botschaft schon  gehört und glauben dennoch nicht. Das wurde aber auch schon im alten Testament so vorausgesagt. Dass Gottes Volk nicht verstehen wird. Das wurde den Heiden zum Vorteil, da sie so auch glauben dürfen. Und zwar damit die Juden eifersüchtig werden und auch einige gerettet werden.
Unser Auftrag ist es also, die Juden eifersüchtig zu machen und nicht, aus einem Konflikt zwischen Völkern, einen Konflikt zwischen Christen zu machen.


"Jesus ist der Weg."

Sonntag, 30. November 2014

Eilat und die letzte Woche

Endlich haben wir wieder Internet und ich kann von den letzten Tagen in der Wüste und am Roten Meer berichten...
Mittwoch bin ich mit drei anderen Freiwilligen von Hagoshrim fast vier Stunden mit dem Bus zum Timna Park gefahren. Beinahe hätten wir die Haltestelle verpasst, aber der Busfahrer hat uns bescheid gesagt, ist dann aber schnell weiter gefahren. Und dann standen wir zu viert mitten in der Wüste. Nur Stein und Sand und Sand und Stein und am Horizont Berge.
Wir waren also diesen und den nächsten Tag wandern. Das war wirklich atemberaubend schön. Einfach keinem Lebewesen zu begegnen und trotzdem diese Schönheit der Natur! An die Nacht unter einer Palme in der Negev-Wüste mit Lagerfeuer und unter einem der schönsten Sternenhimmel werde ich mich noch lange erinnnern.


Dann sind wir Donnerstag nach Eilat gefahren, hatten erst einige Probleme mit dem Hostel, haben dann aber für weniger als 10€ ein Zimmer bekommen. Das war der Shelter. Ein christlich geführtes Hostel, das wirklich zu empfehlen ist. Da hat man sich immer gleich wie zu Hause gefühlt. Jon, der Leiter spricht Holländisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch und noch einige andere Sprachen ein bisschen :D Auf jeden Fall konnte er jeden, der kam gleich in der jeweiligen Muttersprache begrüßen.
Eilat ist als Stadt vielleicht nicht gerade das Paris Israels, aber es ist immer warm und ich konnte im Roten Meer baden und schnorcheln gehen. Die Korallen und bunten Fische sind wie bei dem Film "Findet Nemo". Man denkt immer, die Farben und Fischarten wären übertrieben, da es ja nur ein Kinderfilm ist, aber ich kann sagen, es ist wirklich so bunt und vielfältig im Meer :D
Außerdem waren wir noch Kamel-Reiten. Das war auch eine sehr coole Erfahrung!


Ganz im Hintergrund ist schon Jordanien und die Stadt Aqaba




Montag war dann mein Geburtstag, an dem ich wieder Spätschicht hatte, viele liebe Grüße bekommen habe und die anderen Freiwilligen haben danach noch eine kleine Feier vorbereitet. Das war wirklich schön und das Essen lecker ;) Außerdem haben sie mir einen Notenständer geschenkt, sodass ich jetzt doch vielleicht mal ein bisschen mehr Querflöte spielen kann.
Letzten Dienstag war ich wieder bei Jehuda Bacon und Abends mit einigen anderen Volontären aus dem Alyn in einem Konzert. Dazu hab ich einen Text unter Anekdoten aufgeschrieben. Übrigens war der heftige Regen, von dem ich da schreibe, der Anfang von fast drei Tagen Regen, in dessen Folge es in einigen Räumen bei uns von der Decke tropft...
In diesem Sinne liebe Grüße aus dem veregneten Jerusalem :)

Dienstag, 18. November 2014

Ezra Fein



Von Freitag bis Montag war ich mit Anne, einer anderen Freiwilligen, im Kibbuz En Harod, um Ezra zu besuchen und mehr von ihm zu hören.

Er ist vor 85 Jahren in Wien als Jude Ernst Fein geboren und hat schon bevor die deutschen Nazis nach Österreich kamen unter dem Hass auf Juden zu leiden gehabt. Seine Familie konnte allerdings über Umwege in die Schweiz flüchten. Mit 17 Jahren ist er dann, nachdem er ein Vorbereitungscamp besucht hat, nach Palästina ausgewandert, das allerdings noch während seiner Überfahrt zu Israel wurde.

Im Kibbuz En Harod leben heute 500 Familien und es ist eines der reichsten Kibbuzim (-im= Mehrzahl) im ganzen Land. Anne und ich durften in Ezras bescheidenem Haus wohnen und im Speisesaal essen. Das Kibbuz liegt auf einem Hügel und ist von noch größeren Hügeln umgeben. Zu dem Kibbuz gehört eine Milch-Produktion von Schafen und Kühen, eine Düsen-Fabrik für Nachtsichtgeräte, die in der ganzen Welt verkauft werden, viel Landwirtschaft und noch einige andere Projekte.




En Harod ist bekannt für seine Künstler und es gibt auch ein eigenes Kunstmuseum


Wir haben Ezra immer wieder Fragen gestellt, er ist jedoch nicht mehr ganz jung und hat Probleme mit Herz und Ohren. Und so antwortet er auf Fragen nicht, die man gestellt hat und auf nicht gestellte Fragen antwortet er. Aber dadurch erzählt er, was er wirklich gern erzählen will und so wird es vielleicht auch interessanter.
Er muss wegen seines Herzens immer wieder Pausen machen, in denen wir das Kibbuz erkunden oder wir laufen auf den Berg hinauf, um eine wunderschöne Aussicht zu haben.
Anne musste Sonntag schon wieder los und ich habe Ezra dann noch ein wenig allein zugehört.

Als ich auf dem Hügel über seine Erlebnisse nachdenke, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen, aber noch nicht mal ein Leben umspannen, muss ich mich fragen, was in meiner Zeit passieren wird. Was werde ich erleben? Ich hoffe, niemals einen Krieg oder Verfolgung, niemals Hunger oder Vertreibung.


P.S. Eine zusammengefasste Familien-Geschichte der Feins ist momentan im Blog veröffentlicht. Sollte das mal nicht mehr der Fall sein, reiche ich sie gerne weiter. 



Donnerstag, 13. November 2014

Tagebücher


Die letzte Woche war relativ ruhig. Am Mittwoch war, wie jede Woche, unser Hauskreis. Das war wirklich gut. Eine Freundin von Lydia, der einen Mitarbeiterin von Hagoshrim, hat eine Andacht gehalten und es gab auch wieder mal gutes Essen und Gespräche. Dann war ich mit meiner Cousine am Shabbat bouncen. Das hat richtig Spaß gemacht! Und es ist glaub ich auch eine gute Sportart für mich. Es ist wie spazieren gehen, man kann sich umgucken und ganz entspannt laufen. Und es trainiert auch noch ein wenig ;) Aber vor allem ist es wirlkich cool, damit zu laufen!

Sonst hab ich hauptsächlich gearbeitet, war am Dienstag aber wieder bei Jehuda Bacon. Da hat er wieder viel erzählt. Zum Beispiel von seinem Kollegen Francic Bacon. Oder von "Menschen",  wie er sie nennt: Humane, weise, gebildete und vor allem sozial engagierte Leute.
Ich freu mich wirklich, dass ich so einen besonderen Mann kennen lerne und er so offen mit seinem Wissen und Erlebnissen ist.

Morgen fahr ich ((nachdem es einiges Balagan mit dem Schichtplan gab)) nach Ein Harod. Ein Kibbuz im Norden, südlich vom See Genezareth. Da treffe ich Ezra Fein, über den ich schon mal geschrieben hatte.
Nächsten Mittwoch fahr ich dann Eilat. Freu mich schon voll!! ;D





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Mittwoch, 5. November 2014

Arbeit

Mir ist gerade aufgefallen, das ich bis jetzt noch nicht so viel über die Arbeit geschrieben habe. Ich bin ja her gekommen, um zu arbeiten und ein freiwilliges, soziales Jahr zu machen. Natürlich will ich auch eine neue Kultur und ein anderes Land kennen lernen, aber das soll mir nicht das wichtigste sein. Und während ich immer wieder von Orten, Menschen und Festen berichte, erlebe ich (fast) jeden Tag auf der Arbeit auch einiges :)
Ich dachte früher immer, dass ich in diesem Jahr mit Kindern arbeiten will, aber ich muss sagen, dass mir die Arbeit mit den Residents hier auch voll Spaß macht. Es ist anders, als ich gedacht hatte und auch manchmal herausfordernd. Aber auf jeden Fall sollte dieses Jahr zwischen Schule und Studium das ja auch sein. Und ich freue mich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit gehe und mit den Residents zuammen arbeite.
Es gibt zwei verschiedene Schichten, in denen wir Freiwilligen arbeiten. Von 7-15 Uhr und 15-23 Uhr. Wir arbeiten fünf Tage die Woche und ich habe auch echt viel Urlaub. 40 Tage plus drei Tage Weihnachten und drei Tage Silvester. Also bleibt, wie ihr an meinen Posts wohl schon gemerkt habt, noch reichlich Zeit, das Land kennen zu lernen.
Auf meiner Station sind 10 verschiede Residents, die dort wohnen und alle eine bestimmte Art von Muskelschwund haben. Sie werden alle beatmet und müssen deswegen ständig gepflegt werden und es muss immer jemand bereit sein, falls etwas passiert. Man hat immer so zwei bis drei Residents pro Schicht und ist praktisch deren Hände. Das bedeutet also Anziehen, Duschen, Zähne putzen, in den elektrischen Rollstuhl setzen, Trinken, Essen, Toilette, Fernseh anmachen und auch zugucken ;D
Dabei ist es natürlich unvermeintlich, dass man eine Beziehung zu jedem aubaut. Und das ist auch echt schön. Auch wenn ich gerade heute einen hatte, der etwas wehleidig ist, was etwas nervig war, aber es ist trotzdem immer lustig und so ist eben jeder verschieden.

Montag, 27. Oktober 2014

7 auf einen Streich: Essen



Best of 7

Ich habe mal eine Zusammenfassung von Gerichten gemacht, die ich hier am meisten esse. Ich dachte, das ist ganz interessant. Jedenfalls finde ich es immer cool, zu wissen, was man in einem Land oder einer Kultur so isst. Hier also die sieben Gerichte, die mir als erstes eingefallen sind:

1. Nudeln
Nudeln ist es eines der einzigen Gerichte, die wirklich israelisch sind. Jedenfalls diese Nudel-Art.
Auf jeden Fall esse ich hier wahrscheinlich Nudeln wirklich am meisten. Das geht am schnellsten, schmeckt gut und davon haben wir genug.
Jeden Sonntag, nach dem Gottesdienst in einer amerikanischen Gemeinde, gehe ich mit einigen anderen Volontären Falafel essen. Das sind frittierte Kiechererbsen-Brei-Bällchen, in Pita, mit Salat und Saucen. Schmeckt mir richtig gut und wir haben inzwischen auch unseren Falafel-Mann, zu dem wir immer gehen :D

3. Hummus
Hummus ist eine Creme aus Kichererbsen, hat einen eigenen Geschmack, aber ich liebe es! Das isst man zu jeder Zeit und zu allem. Zu Brot, als Butter, zum Salat. Wenn ich irgendwo hin fahre, kauf ich mir Pita und Hummus und das reicht.

4.Shawarma
Das ist hier mein Döner-Ersatz und ist vielleicht sogar besser als Döner, weil es mehr Fleisch und weniger Salat ist :D

5. Reis
Im Krankenhaus gibt es Krankenhaus-Essen. Während sich manche schon nach einer Woche über Essen in Krankenhäusern beklagen, hab ich es hier wohl ziemlich gut getroffen. Es gibt immer zum Mittag und Abends -je nach dem, wann man arbeitet- Essen aus der Kantine. Das schmeckt mir auch echt gut, ist aber eben immer Reis. So vergeht keine Woche, in der ich nicht mindestens 5 mal (an jedem Arbeitstag) Reis esse.

6. Pita
Fladenbrot zum füllen -einfach super praktisch und lecker! Das bekommen wir nicht vom Alyn (sondern immer das selbe Weißbrot), aber ich kauf mir öfter Pitot, auf dem jüdischen Markt.
7. Obst
Im Moment ist Hochsaison für Zitrusfrüchte. Allgemein ist Israel aber wirklich das Land, in dem Milch und Honig fließen. Es gibt alles Obst, das man sich vorstellen kann und einiges, von dem ich gar nicht wusste, dass es das überhaupt gibt.

Samstag, 25. Oktober 2014

Nazareth

Griechisch-Orthodoxe Kirche in Nazareth
Letzte Woche war ich also in Nazareth. Zwei Residents, die Geschwister sind, hatten Pascal und mich gefragt, ob wir mit ihnen nah Hause fahren. So hat also Pascal mit Maram und ich mit Fares in einem Zimmer geschlafen, weil sie in der Nacht eben auch immer mal was brauchen. Der Tagesablauf hat sich etwas verschoben, da sie ja für das Aufstehen länger brauchen. Wir haben sie also in 2-3 Stunden morgens fertig gemacht und dann von ca. 13:30 bis 15:00 Uhr gefrühstückt. Mittag brauchten wir dann nicht mehr. :D
So um 20:30 Uhr haben wir dann immer richtig leckeres arabisches Abendessen gehabt.
Für die beiden ist es in Nazareth recht schwierig, umher zu fahren, da es ziemlich bergig ist. Außerdem wollten die natürlich auch zu Hause sein. Aber ihr Bruder hat dann mit Pascal und mir am Freitag noch eine Stadtfühung gemacht, damit wir doch noch was von der Stadt sehen. In die zwei wichtigsten Kirchen rein, Foto, raus. War ganz lustig. Außerdem auch interessant, mal eine arabische Stadt zu sehen.


Die katholische "Synagogen-Kirche", über dem Ort, wo Jesus diskutiert und gepredigt haben soll

Auf dem Kirchengelände sind ganz viele Marien-Bilder. Das deutsche ist - trotz aller Tiefsinnigkeit, das unschönste.

Wie überall in Israel findet man auch an einem beliebigen Wochentag eine deutsche Touristengruppe. Hier findet gerade eine Messe für sie statt. Vor der Kirche wartete schon die nächste deutsche Gruppe.

Allerdings war es auf die Dauer auch anstrengnd, immer ansprechbar zu sein. Natürlich haben Maram und Fares nicht ständig was gewollt und wir haben auch viel zusammen gemacht, aber manche Eigenarten gehen nach einer Woche dann doch etwas auf die Nerven. Außerdem war es auch anstrengend ins Bett zu gehen, wenn Fares es wollte, auf zu stehen, wenn Fares es wollte und zu Essen, wenn Fares es wollte. Aber es war ja nur eine Woche und es hat auch viel Spaß gemacht. Es war auch echt schön, Nazareth zu sehen und eine Woche in einer arabischen Familie zu verbringen. Zum Abschied haben wir von ihnen noch einen katholischen Rosenkranz bekommen, auch wenn wir evangelisch und sie griechisch-orthodox sind :)

Donnerstag, 16. Oktober 2014

nach- wie vor-Freude

Jerusalem-Trail: Entlang an Oliven-, Feigen- Granatapfelbäumen...
Die letzte Woche war ziemlich ereignisreich.
Am Wochenende waren wir wieder mal den Jerusalem Trail wandern. Nach dem letzten mal, was ja (Achtung noch ein Wortwitz!) etwas falsch gelaufen war (Ich hab's lieber mal markiert...), wollten wir dann doch noch mal einen zweiten Versuch wagen und sind etwa 25km in den Jerusalemer Bergen umhergeirrt.

...und dann auf die Stadt zu.
Diesmal allerdings den richtigen Weg. Das war wirklich wunderschön, aber auch anstrengend! Jetzt kann ich wirklich bewundern, wie Jesus immer so viel zwischen Galiläa und Jerusalem hin und her gelaufen ist und allgemein ständig gewandert ist. Der muss ganz schön Ausdauer gehabt haben!

Am Sonntag war ich dann wieder mit meiner Cousine und einem aus ihrer WG an der Kutel, der Westmauer des Tempels. Da wurde nämlich der Aaronitische Segen gesprochen und so das Volk gesegnet, wie Gott es ihnen aufgetragen hat.
Das war wieder mal echt beeindruckend! Die ganze Zeit davor kamen immer wieder Ansagen und Gebete durch die Lautsprecher, viele haben auch so vor sich hin gebetet und natürlich, weil gerade das Laubhüttenfest ist, auch mit den Zweigen gewedelt, wie es Tradition ist.
Aber als dann der Segen angefangen hat, haben sich alle Leute an der Mauer und überall auch auf den Dächern (von wo aus wir dann zugeguckt haben) ihren Kopf verhüllt und alles war plötzlich still. Wieder mal eine eigenartige Stimmung. Das ist schon cool, dass ich in dem Jahr hier so viel auch von der jüdischen Religion mit bekomme. Das verändert auch die Sichtweise auf das Neue Testament.



Wir wollten zur Kutel und dann war da auf einmal die Bundeslade mitten im Weg :D



Übrigens fängt hier richtig der Herbst an! Es sind in Jerusalem nur noch so 20°C und es hat jetzt schon einige Male geregnet.
Nächste Woche fahre ich aber nach Nazareth. Da ist es wahrscheinlich noch etwas wärmer. Zwei Residents fahren nach Hause und brauchen natürlich Begleitung. Die haben Pascal und mich gefragt, ob wir mitkommen und so bin ich also nächste Woche in einer christlichen arabischen Familie. Ich freu mich schon drauf! (Vor allem gibt es eine Kuchen-Spezialität aus Nazareth, die richtig gut schmeckt ;D )

Montag war ich dann noch spontan zu einer Familien-Feier eines Residents eingeladen.
Sein Onkel besitzt eine Filiale von "Holy Bagel". Es gab sehr gutes Essen :D

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Abendliche Stromausfälle

Heute habe ich schön auf unserer Terase mit meinem Bruder Stephan geskypt und plötzlich -ich habe es erst wirklich nicht geglaubt, fing es an zu regnen. Es hat jetzt also das erste mal geregnet seit dem ich hier bin. Ich dachte erst, es wären nur ein par Tropfen, aber dann kam doch noch einiges runter. Also bin ich von unserer Terasse runter und wollte ihm die WG zeigen, als plötzlich der Strom ausfiel. Das hab ich noch nie erlebt und es war irgendwie richtig aufregend. Allerdings fiel dann auch das Internet aus, was für das Skypen eher unpraktisch war...

Die anderen hatten gerade das Aberndbrot fertig gemacht und so haben wir heute ein schönes Candle-light-Dinner gehabt ;) Mit Taschenlampe.
Das Licht ging dann aber schon nach fünf Minuten wieder an und die ganze Stimmung war verpufft. Dann ging der Strom zum Glück wieder aus und wir konnten ganz romantisch weiter essen.
Es wurde dann irgendwann schon etwas nervig und so haben wir uns das nächste Mal gefreut als das Licht an ging.
In der ganzen Straße war ein aufatmen zu hören (da gerade Festtage sind, sind hier ziemlich viele Leute, die ziemlich viel Lärm machen).
Und nach zehn Sekunden ein allgemeines "ohh!!" als der Strom erneut weg war.
So ging das dann noch ein par mal und wir haben in den kurzen Strom-Zeiten versucht unser Brot zu toasten- haben es dann aber einfach in der Pfanne über dem Gas-Herd gemacht.
Das war ein sehr lustiger Abend und inzwischen haben wir seit einigen Stunden wieder Strom und Internet und ich hab noch mit meiner Familie geskypt.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Jom Kippur

Gestern am Shabbat war Jom Kippur. Der Versöhnungstag der Juden mit Gott. An diesem gibt es keine Busse oder Straßenbahnen und es fahren auch so gut, wie keine Autos (ich hab am ganzen Tag vier gesehen). Zwei andere Volontäre und ich haben also den Tag genutzt mal ein wenig die Straßen von Jerusalem zu besichtigen :D Hier ein par Eindrücke:


Überall waren Familien und Kinder unterwegs

Warten auf den Bus... Die Hoffnung stirbt zu letzt!

Der Botanische Garten in Jerusalem! Da waren wir nicht. Aber jetzt wissen wir wo er ist ;D

Paul und Johanna

Am Jom Kippur soll man in die Stille hören...
Es war auch ganz interessant den Jom Kippur auf der Arbeit mit zu bekommen. Einige Residents haben tatsächlich gefastet, wie es mindestens bei religiösen üblich ist und einige haben auch weiße Kleidung getragen und sind in die Krankenhaus-Synagoge gegangen. Außerdem hat Eitan, der sonst immer Musik hört, an dem Tag darauf verzichtet. Es ist eine eigenartige Stimmung auch in der Stadt gewesen. Alles ruhig, kaum Menschen und erst recht wenige Autos.