Dienstag, 18. November 2014

Ezra Fein



Von Freitag bis Montag war ich mit Anne, einer anderen Freiwilligen, im Kibbuz En Harod, um Ezra zu besuchen und mehr von ihm zu hören.

Er ist vor 85 Jahren in Wien als Jude Ernst Fein geboren und hat schon bevor die deutschen Nazis nach Österreich kamen unter dem Hass auf Juden zu leiden gehabt. Seine Familie konnte allerdings über Umwege in die Schweiz flüchten. Mit 17 Jahren ist er dann, nachdem er ein Vorbereitungscamp besucht hat, nach Palästina ausgewandert, das allerdings noch während seiner Überfahrt zu Israel wurde.

Im Kibbuz En Harod leben heute 500 Familien und es ist eines der reichsten Kibbuzim (-im= Mehrzahl) im ganzen Land. Anne und ich durften in Ezras bescheidenem Haus wohnen und im Speisesaal essen. Das Kibbuz liegt auf einem Hügel und ist von noch größeren Hügeln umgeben. Zu dem Kibbuz gehört eine Milch-Produktion von Schafen und Kühen, eine Düsen-Fabrik für Nachtsichtgeräte, die in der ganzen Welt verkauft werden, viel Landwirtschaft und noch einige andere Projekte.




En Harod ist bekannt für seine Künstler und es gibt auch ein eigenes Kunstmuseum


Wir haben Ezra immer wieder Fragen gestellt, er ist jedoch nicht mehr ganz jung und hat Probleme mit Herz und Ohren. Und so antwortet er auf Fragen nicht, die man gestellt hat und auf nicht gestellte Fragen antwortet er. Aber dadurch erzählt er, was er wirklich gern erzählen will und so wird es vielleicht auch interessanter.
Er muss wegen seines Herzens immer wieder Pausen machen, in denen wir das Kibbuz erkunden oder wir laufen auf den Berg hinauf, um eine wunderschöne Aussicht zu haben.
Anne musste Sonntag schon wieder los und ich habe Ezra dann noch ein wenig allein zugehört.

Als ich auf dem Hügel über seine Erlebnisse nachdenke, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen, aber noch nicht mal ein Leben umspannen, muss ich mich fragen, was in meiner Zeit passieren wird. Was werde ich erleben? Ich hoffe, niemals einen Krieg oder Verfolgung, niemals Hunger oder Vertreibung.


P.S. Eine zusammengefasste Familien-Geschichte der Feins ist momentan im Blog veröffentlicht. Sollte das mal nicht mehr der Fall sein, reiche ich sie gerne weiter. 



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