Dienstag, 15. Mai 2018

Einsamer Wüstenkautz

Letzten Donnerstag entschied ich spontan übers Wochenende allein in die Wüste zum Wandern zu fahren. Nach vielem hin und her wollte ich in der "Wüstenperle" Arad starten. An der Stadt waren wir vorletzte Woche als meine Geschwister da waren vorbeigekommen und von dort aus verlief entlang der Straße ein Wadi, ein trockenes und nur im Winter von Sturzregen gefülltes Flussbett. Das endet an einer Byzantinischen Burg direkt vor dem Toten Meer. Dieses Wadi wollte ich entlang laufen. Soweit der Plan...
Schon nach den ersten par Kilometern war der Pfad entgegen meiner Erwartung nicht mehr gekennzeichnet und ich hatte kein Netz mehr. Das mag wenig verwunderlich klingen, allerdings hatte ich sonst schon die Erfahrung gemacht, dass man selbst in den entlegensten Orten Netz hat.
Entlang verschiedener Wadis, Bergketten, Tälern und Straßen lief ich grob Richtung Totes Meer. Einige Zeit vor dem Sonnenuntergang hatte ich kurz Empfang und sah, dass Gewitter für den frühen nächsten Morgen vorhergesagt war. Gerade beim letzten Regen waren 10 Jugendliche in einem Wadi in der Nähe von den Sturzfluten überrascht und getötet worden, daher versuchte ich unbedingt noch einen in der Umgebung ausgeschriebenen Schlafplatz für Wanderer zu erreichen. Außerdem hatte ich unterwegs schon immer wieder etwa 15 cm breite Löcher in der Erde gesehen, die ich mir nur als Schlangennester erklären konnte und die mir einen sicheren Schlafplatz noch attraktiver machten. Leider musste ich irgendwann einsehen, dass ich im Dunkeln selbst mit Kopflampe nicht mehr wandern konnte und im Vertrauen auf den Herrn blieb ich auf einem Berg. Ich konnte immerhin auf die Straße - und damit Nähe zur Zivilisation, in etwa 500m Entfernung, hinunter gucken.
Dann suchte ich kurz und fand auf der Bergkuppe auch keine dieser Löcher. Als ich sogar wieder Internetempfang hatte, checkte ich nochmals das Wetter und stellte fest, dass ich zuvor die Vorhersage für Tel Aviv gesehen hatte und in Arad keinerlei Regen angesagt war. Zum Glück kann ich gut über meine Verpeiltheit lachen und war auch nicht wenig dankbar.
Ich baute mir noch einen kleinen Schutzwall gegen den starken Wind und murmelte mich in meinen Schlafsack.
Am nächsten morgen dann doch von Nieselregen geweckt ließ ich mir aber Zeit und genoss später den aufklarenden Himmel, den Blick über die judäische Wüste auf das Tote Meer und dahinter die Berge Jordaniens, von wo aus damals Mose auf Israel geguckt hatte.
Den Shabbat verbrachte ich sodann damit, falschen Markierungen zu folgen, einen Abhang runter schlitternd meinem Rucksack und Schuhen zu folgen, die bereits fünf Meter in die Tiefe gefallen waren, 


mich ungewollt fast bis nach En Bokek zu verirren, Wasser zu sparen, mir einen Sonnenbrand zu holen, an der Straße auf eine Mitfahrgelegenheit zu warten, mich unter einem Baum an der Straße schlafen zu legen, weiter zu warten und schließlich über Be'er Sheva und einer lustigen Autofahrt nach Tel Aviv zurückzukehren.
Nach dem Wochenende bleibt: ich liebe die Wüste, die Einsamkeit für ein Wochenende war bereichernd und auch die Tiere in der wilden Natur hautnah (da ich nicht mal eine Isomatte zum Schlafen hatte sogar näher als nötig :D ) zu erleben, wunderschön - Etwa die Grashüpfer, die mich von der Stadt bis zum Anfang der Wüste zu begleiten schienen, die Schlangen nicht so, aber dafür zum Beispiel ein Wüstenkautz, der mich ziemlich verrückt ankrächtzte. Ich war wohl nicht der einzige mit zu wenig Wasser dort.

Alles in allem war es ein tolles Abenteuer und einige gute Lektionen für künftige Planungen... 











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