Was aber wohl am aufregendsten in letzter Zeit war, erzähle ich nun, nämlich vom Wander-Trip in die Golan-Höhen:
Zusammen mit zwei tschechischen Austauschstudenten und einem Israeli trafen wir uns auf einem kleinen Berg in der Mitte der Hula-Ebene, einem ehemaligen Sumpfgebiet, das ab den 50ern zur Eindämmung von Malaria trockengelegt wurde. Schon von dort aus und anschließend fast zu jeder Zeit sahen wir den selbst jetzt noch schneebedeckten Hermon-Berg; den höchsten Berg Israels und von uns wahlweise als des Herrn der Ringes Schicksalsberg oder der Einsame Berg vom Hobbit bezeichnet. Die Bilder geben vielleicht einen Eindruck, warum wir uns so in die Welt der Hobbits versetzt gefühlt haben.
Nach dem Sechstagekrieg 1967, den die angreifenden Ägypten, Jordanien und Syrien verloren besetzte Israel die Golanhöhen, um dauerhaft vor Terror und Angriffen von dem erhöhten Plateau und strategisch wichtigen Passage geschützt zu sein.
Meine Weggefährten und ich besuchten auch ein Denkmal, dass an den nächsten Krieg mit Syrien und in dem Tal gefallene Soldaten erinnert.
Die Arabischen Staaten stimmten nämlich nach dem Sechstagekrieg gemeinsam
gegen Frieden, Verhandlungen oder Anerkennung Israels. So griffen Syrien, Ägypten, Irak, Jordanien und weitere arabische Staaten, erneut unterstützt von der Sowjetunion, schon bald wieder an. 1973 führten sie während des "Yom Kippur" (einem Ruhe-, und Fastentag und eines der höchsten jüdischen Feiertage, dem Versöhnungsfest) überraschend erneut einen großen Angriff auf Israel. Syrien kämpfte mit fast 2000 Panzern um den Golan, tötete viele israelische Soldaten, war jedoch letztendlich erneut erfolglos.
Syrien und Israel, die bis heute keinen Friedensvertrag haben, trennt eine entmilitarisierte Zone, die von der UN überwacht wird, aber in den letzten Jahren durch Syrische Granaten und Angriffe einzelner syrischer Gruppen nicht völlig friedlich ist.
In der eiskalten Nacht auf einem Berg, über dessen Kamm der Wind nur so pfiff, hörten wir plötzlich Schüsse und dann auch schweres Geschütz. Wir waren uns nicht sicher, wie dicht wir an der Syrischen Grenze waren und uns wurde schon etwas mulmig.
Wir überprüften noch einmal unsere Position und redeten uns ein, dass das Feuer auf israelischem Boden sein müsse. Die schweren Schüsse, die die dröhnenden Explosionen verursachten leuchteten in der Dunkelheit, so dass wir sie von oben gut verfolgen konnten. So war uns dann klar, dass es nur eine Militärische Übung auf israelischem Boden war. Dennoch eine spannende Geschichte ;) Und auf der einen Seite zeigte mir das, wie ernst die Bedrohung für Israel immer noch ist. Heute sind es keine 2000 syrischen Panzer, die langsam über das Land rollen, sondern 2000 modernste iranische Raketen im chaotischen Libanon, die von der Hisbollah bereits in Position gebracht werden und in Sekunden im ganzen Land sein können.
Israel muss ständig gut vorbereitet und trainiert sein. Auf der anderen Seite meinte der Israeli, der Teil unserer Weggemeinschaft war, als wir bei pessach-koscherem Wein und (ungesäuertem) Kartoffelbrot saßen, dass die Soldaten die Übung wahrscheinlich nur hinter sich bringen wollten um schnell schlafen gehen zu können. Am Krieg hat keiner Spaß.
Nunja, nach all diesen Informationen und Anekdötchen, jetzt mal Bilder:
UN-Soldaten aus Australien, die hier sind wohl eher für die Touristen da. Lustig wurde es, als eine wohl koreanische Gruppe anfing sie für Selfies zu umarmen. |
In Gedenken an die gefallenen israelischen Soldaten an der "Grenze" zu Syrien seit 1973 bis 2010 |
![]() |
Bis heute sind große Flächen des Golans vermient. Man sollte daher nicht einfach über irgendwelche Zäune steigen oder selbst auf unbekanntem Gebiet herumlaufen. |
![]() |
Ausblick vom Dach des Beit Immanuel. Jeden Abend ein schöner Sonnenuntergang über Jaffa. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen