Mittwoch, 31. Dezember 2014

Weihnachten in Israel #2

"Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!"



Weihnachten in der Jerusalemer Altstadt, in der deutschen Erlöserkirche. Hunderte Kerzen erleuchten die alte Kirche und das Vater Unser auf Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch. Das allein war schon ein einmaliges Erlebnis, aber dann sind wir ungefähr um 24:00 Uhr mit mehr als 100 Leuten nach Bethlehem los gelaufen. Voran ein Stern, der vielleicht doch etwas zu dick aufgetragen war, was auch nicht besser wurde, als wir ungefähr dreimal das Lied "Stern über Bethlehem" unterwegs gesungen haben. Aber eigentlich kann man zu Weihnachten ja gar  nicht zu viel Kitsch haben. Vielleicht wollte man so den unerwartet unromantischen Weg etwas aufwerten. Bethlehem ist ein Vorort von Jerusalem und hat sich in den letzten 2000 Jahren dann doch mehr verändert, als man vielleicht gedacht hätte...
Aber es war doch schön mitten in der Nacht durch die Stadt zu laufen und Weihnachten so zu be-gehen ;)
In Bethlehem gab es dann auch mehr und mehr Lichter, Girlanden und einen riesigen Weihachtsbaum mit Schwarz-Rot-Grün-Weißen Weihnachtskugeln. Manche meinten darin die palästinensische Fahne wieder zu erkennen... Schade war aber auf jeden Fall, dass auf dem kleinen Weihnachtsmarkt eine riesige Bühne stand, die das Fest zu Propaganda-Zwecken missbraucht hat. Statt eigentlich "All I want for christmas, is you." (Alles, was ich zu Weihnachten will, bist du), wie es in dem Lied von Carla Thomas oder Mariah Carey heißt, stand dort groß: "All I want for christmas, is justice!" (Alles, was ich zu Weihnachten will, ist Gerechtigkeit!" Tausende von Touristen werden so manipuliert- ob es nun gerechtfertigt ist oder nicht. Zu Weihnachten passt das nicht.
In der Geburtskirche angekommen, ging es dann auch nach ein par Liedern und dem gleichermaßen obligatorisch wie unspektakulären Besuch in der Milchgrotte wieder zurück zum Chekpoint. Beim Hinweg gab es da keine Probleme, da man einfach durch einTor raus aus Israel geht. Rein war es dann doch schwieriger. Es war bereits ca. vier Uhr morgens und die palästinensichen Arbeiter müssen jeden Morgen durch den Checkpoint, um zur Arbeit zu kommen. Zum Glück bin ich ein großer Europäer und so konnte ich mich ganz gut in die Schlange rein schieben und drängeln, so wie es erwartet wird. So stand ich nur etwas mehr als 90 Minuten an.
Am Checkpoint haben es einige eiliger als andere...
Ich hatte dann auch noch ein nettes Gespräch mit einem Araber, den ich zwei Sekundne vorher mit aller Kraft zur Seite geschoben hatte :)


An den Weihnachtsfeiertagen haben wir hier in der WG auch noch schön gefeiert, gegessen und gewichtelt. Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest und heute werden wir nach Petach Tikva und Silvester feiern.
Euch allen wünsch ich ein frohes, gesegnetes und neues Jahr!

Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachten in Israel

Heute ist der 23. Dezember, morgen ist Heilig Abend und dann Weihnachten. Bin ich schon in "Weihnachtsstimmung"? Nein. Es gibt hier ja auch nicht so Weihnachten, wie in Deutschland. Die Geburt Jesu wird unter den Juden eher selten gefeiert. Die Messianischen Juden sind eine Minderheit.
Aber umso schöner ist dafür letzten Sonntag der Gottesdienst in der Christ Church in der Altstadt gewesen. Die Predigt war über Jesus Ankunft. Zum ersten Mal an Weihnachten und dann auch die Vorfreude, wenn er wieder kommt.
Ich fand den Weihnachtsmarkt bis auf die 1/2-Meter-Bratwurst eh nie so berauschend und freu mich, deswegen, dass man die Geburt Jesu anscheinend auch ohne zu viel Kitsch feiern kann.
Obwohl ich natürlich schon gerne zu Hause in Rostock wäre und bei dem Familienfest dabei sein würde.
Allerdings freu ich mich dennoch auf Weihnachten, wenn ich mit einer Gruppe aus der deutschen Erlöserkirche nach Bethlehem wandern werde. Das wird sicherlich ein besonderes Weihanchten.
In diesem Sinne euch allen frohe und gesegnete Weihnachten!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Hallo liebe Leute!

Letzten Freitag war ich mit Mirjam zu einem Shabbatessen eingeladen. Davor haben wir uns noch in ihrer Hebräischen Gemeinde getroffen. Danach sind wir dann zu der Familie gefahren, wo wir eingeladen waren. Der Abend war wirklich sehr cool. Erstens war es eine recht große Familie, weswegen ich mich natürlich gleich ein bisschen zu Hause gefühlt habe und zweitens war es total cool, die Gebete und Segen -jüdische Traditionen in einer christlichen Familie-  auf Hebräisch mit zu bekommen.
Johannes Gerloff hatte beim Seminar letzte Woche davon gesprochen, dass er viel mit einem Rabbiner diskutiert und geredet hat. Und er lebt ja auch schon lange hier, hat so eine andere Perspektive auf die Bibel und auch auf Israel, womit manche Theologen nichts zu tun haben.
Er hat am Anfang seiner Andacht betont, dass er dabei von drei Dingen ausgeht: 
1. Die Bibl liest sich im Kontext, 
2. Gott unterscheidet. Vom Anfang der Bibel an, zwischen Licht und Finsternis, Wasser und Land, dann auch zwischen Gut und Böse und irgendwann zwischen Israel und allen anderen Völkern.
3. Gott verändert sich nicht, was bedeutet, dass man die Bibel von vorne nach hinten und chronologisch lesen bzw. verstehen muss.
Was er dann in der Andacht gesagt hat und wie mich das beeindruckt hat, könnt ihr zusammen gefasst in meinem letzten Eintrag lesen, aber ich finde es einfach total interessant, dass hier in Israel noch viel mehr auf das Alte Testament Bezug genommen wird. Natürlich von den messianischen Juden, aber eben auch von Familien, die Freitag Abends eine Shabbat-Feier haben und die Segen und Gebete sprechen.
Wir hatten in der Gemeinde, in die ich gehe mal eine Predigtreihe über die jüdischen Feste, warum wir als Christen die auch noch feiern können.
Erst fand ich das sehr komisch, sehr ungewohnt, aber wenn man darüber nachdenkt, warum feiern wir in Deutschland die Feste nicht mehr? Natürlich will Gott keine Opfer mehr von uns und auch der Bund ist ein neuer. Aber Feste, die Gott von seinem Volk zu seinem Gedenken wollte oder bestimmte Umgangsformen und Segen oder Gebete haben doch immer noch Gültigkeit, oder? Gott bleibt doch der Selbe und Jesus hat das alles auch mit gemacht. Warum feiern wir den Shabbat (oder wegen Jesus Auferstehung, den Sonntag) nicht mehr als Familienfest und Ruhetag?
Ihr seht, ein Jahr in Israel wirft auch Fragen auf. Ich habe ja noch ein bisschen Zeit mich damit zu beschäftigen und bin wirklich froh darüber, dass ich diese Möglichkeit habe, einen ganz anderen Blick auf das Alte Testament zu bekommen.

Liebe Grüße zum dritten Advent aus

Montag, 8. Dezember 2014

Seminar in der West Bank

In Bethlehem vor der Geburtskirche
Von Donnerstag bis Sonntag hatten wir ein Seminar in Beit Jalla in der West Bank. Es war erst mal gar nicht so einfach da hin zu kommen, obwohl Beit Jalla nicht mal 10 km von Jerusalem entfernt liegt. Wir konten wegen der Mauer zwischen Israel und West Bank nur bestimmte Busse nehmen und haben natürlich mit 15 Freiwilligen den falschen genommen. Auf einmal mussten wir aus dem Bus aussteigen und waren von Mauer umgeben. Der Bus fuhr weg und wir fragten Soldaten, wie wir nach Beit Jalla kommen würden. Die konnten leider kein Englisch und dadurch wurde das Gespräch auch nicht gerade einfacher. Ein Freiwilliger, der dabei war, ist schon länger hier und hat sich dann mit ihnen auf Hebräisch unterhalten. Hinter der Mauer lag Bethlemhem und von da aus könnten wir nach Beit Jalla fahren. Allerdings durften wir nicht einfach zurück und dann den Weg nach Bethlehem laufen, sondern mussten einen Bus nehmen. Zufällig hat da gerade ein Bus gewartet, mit dem wir dann einen Gruppenpreis ausgehandelt haben, um uns einfach nur 200m raus zu fahren.
Nach einigen Schwierigkeiten mit Taxifahrern kamen wir dann doch noch (fast) pünktlich an.

Eine jüdische "Siedlung" neben einem arabischen Dorf. Sind die Unterschiede wirklich so groß?
Das Seminar war wirklich sehr interessant. Wir hatten eine Islamwissenschaftlerin dabei (die in der Familie Holmer recht bekannt sein dürfte) und haben mit verschiedenen Palästinensern gesprochen. Dabei hatten wir natürlich nicht Zeit, uns ein umfassendes Bild zu machen, sondern haben mit drei verschiedenen Leuten geredet. Einem Palästinenser, der mit seinem Familienunternehmen seit Jahren gegen den Staat Israel klagt und vielen Touristengruppen sagt, wie Israelis ihn bedroht und unrechtmäßig behandelt haben. Im nachhinein erfuhren wir allerdings, dass er uns mit einigen Geschichten bewusst belogen hat auch wenn er prinzipiell gute Arbeit mit Frauen und Kindern macht.
In einem Behinderten Zentrum, in dem es Werkstätten, einen Kindergarten und eine Schule gibt, haben wir von der Arbeit dort und auch von Schwierigkeiten gehört. Allerdings schien die Situation dort sehr realistisch dargestellt zu werden.
In einem Flüchtlingslager wurde viel über die Israelis und die UN geschimpft und eben auch nur die Seite der Geschichte erzählt, die Israel schlecht aussehen lässt. SIcherlich teilweise auch zurecht.
Uns wurde allerdings z.B. auch erzählt, dass öfter mal israelische Soldaten mitten in der Nacht kommen würden und die Flüchtlinge aufwecken würden. Später wurde dazu von anderer Seite hinzugefügt, dass auch ein großer Anteil der Leute dort schon im Gefängnis waren, weil sie einfach gegen Recht verstoßen haben und dann natürlich in Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autnonomiebehörde gesucht werden.
Bei einem Besuch, wo uns aus der Sicht eines Palästinensers erzählt wurde.
Außerdem wurde uns dort auch berichtet, unter welch schlechten Bedingungen sie früher gelebt haben. Das war wirklich nicht immer leicht und Israel hat dort Fehler gemacht. Doch spricht auch einiges dafür, dass sie mit ihrer Situation anders umgehen könnten. Dort wurden wir übrigens geführt von einem Flüchtling, der zwar noch in dem Lager seinen Hauptwohnsitz hat, aber in Ramallah ein zweites Haus besitzt.
Also, was ich an diesem Wochenende gelernt habe ist, dass ich ertens auf keinen Fall Meinungen von Medien und Menschen einfach glauben sollte, dass zweitens immer wenn man glaubt, man könne sich eine Meinung bilden, man den Konflikt noch nicht wirklich verstanden hat und dass drittens es eigentlich gar nicht meine Aufgabe ist, den Konflikt zu lösen, zu bewerten oder zu entscheiden.
In einem Flüchtlingslager
Johannes Gerloff hat am Samstag Abend eine gute Andacht zu dem Auftrag der Christen den Juden gegenüber gemacht. Im Römer Brief Kapitel 11 steht deutlich, dass wenn man die Botschaft hört, man glaubt. Die Juden haben aber die Botschaft schon  gehört und glauben dennoch nicht. Das wurde aber auch schon im alten Testament so vorausgesagt. Dass Gottes Volk nicht verstehen wird. Das wurde den Heiden zum Vorteil, da sie so auch glauben dürfen. Und zwar damit die Juden eifersüchtig werden und auch einige gerettet werden.
Unser Auftrag ist es also, die Juden eifersüchtig zu machen und nicht, aus einem Konflikt zwischen Völkern, einen Konflikt zwischen Christen zu machen.


"Jesus ist der Weg."