Sonntag, 30. November 2014

Eilat und die letzte Woche

Endlich haben wir wieder Internet und ich kann von den letzten Tagen in der Wüste und am Roten Meer berichten...
Mittwoch bin ich mit drei anderen Freiwilligen von Hagoshrim fast vier Stunden mit dem Bus zum Timna Park gefahren. Beinahe hätten wir die Haltestelle verpasst, aber der Busfahrer hat uns bescheid gesagt, ist dann aber schnell weiter gefahren. Und dann standen wir zu viert mitten in der Wüste. Nur Stein und Sand und Sand und Stein und am Horizont Berge.
Wir waren also diesen und den nächsten Tag wandern. Das war wirklich atemberaubend schön. Einfach keinem Lebewesen zu begegnen und trotzdem diese Schönheit der Natur! An die Nacht unter einer Palme in der Negev-Wüste mit Lagerfeuer und unter einem der schönsten Sternenhimmel werde ich mich noch lange erinnnern.


Dann sind wir Donnerstag nach Eilat gefahren, hatten erst einige Probleme mit dem Hostel, haben dann aber für weniger als 10€ ein Zimmer bekommen. Das war der Shelter. Ein christlich geführtes Hostel, das wirklich zu empfehlen ist. Da hat man sich immer gleich wie zu Hause gefühlt. Jon, der Leiter spricht Holländisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch und noch einige andere Sprachen ein bisschen :D Auf jeden Fall konnte er jeden, der kam gleich in der jeweiligen Muttersprache begrüßen.
Eilat ist als Stadt vielleicht nicht gerade das Paris Israels, aber es ist immer warm und ich konnte im Roten Meer baden und schnorcheln gehen. Die Korallen und bunten Fische sind wie bei dem Film "Findet Nemo". Man denkt immer, die Farben und Fischarten wären übertrieben, da es ja nur ein Kinderfilm ist, aber ich kann sagen, es ist wirklich so bunt und vielfältig im Meer :D
Außerdem waren wir noch Kamel-Reiten. Das war auch eine sehr coole Erfahrung!


Ganz im Hintergrund ist schon Jordanien und die Stadt Aqaba




Montag war dann mein Geburtstag, an dem ich wieder Spätschicht hatte, viele liebe Grüße bekommen habe und die anderen Freiwilligen haben danach noch eine kleine Feier vorbereitet. Das war wirklich schön und das Essen lecker ;) Außerdem haben sie mir einen Notenständer geschenkt, sodass ich jetzt doch vielleicht mal ein bisschen mehr Querflöte spielen kann.
Letzten Dienstag war ich wieder bei Jehuda Bacon und Abends mit einigen anderen Volontären aus dem Alyn in einem Konzert. Dazu hab ich einen Text unter Anekdoten aufgeschrieben. Übrigens war der heftige Regen, von dem ich da schreibe, der Anfang von fast drei Tagen Regen, in dessen Folge es in einigen Räumen bei uns von der Decke tropft...
In diesem Sinne liebe Grüße aus dem veregneten Jerusalem :)

Dienstag, 18. November 2014

Ezra Fein



Von Freitag bis Montag war ich mit Anne, einer anderen Freiwilligen, im Kibbuz En Harod, um Ezra zu besuchen und mehr von ihm zu hören.

Er ist vor 85 Jahren in Wien als Jude Ernst Fein geboren und hat schon bevor die deutschen Nazis nach Österreich kamen unter dem Hass auf Juden zu leiden gehabt. Seine Familie konnte allerdings über Umwege in die Schweiz flüchten. Mit 17 Jahren ist er dann, nachdem er ein Vorbereitungscamp besucht hat, nach Palästina ausgewandert, das allerdings noch während seiner Überfahrt zu Israel wurde.

Im Kibbuz En Harod leben heute 500 Familien und es ist eines der reichsten Kibbuzim (-im= Mehrzahl) im ganzen Land. Anne und ich durften in Ezras bescheidenem Haus wohnen und im Speisesaal essen. Das Kibbuz liegt auf einem Hügel und ist von noch größeren Hügeln umgeben. Zu dem Kibbuz gehört eine Milch-Produktion von Schafen und Kühen, eine Düsen-Fabrik für Nachtsichtgeräte, die in der ganzen Welt verkauft werden, viel Landwirtschaft und noch einige andere Projekte.




En Harod ist bekannt für seine Künstler und es gibt auch ein eigenes Kunstmuseum


Wir haben Ezra immer wieder Fragen gestellt, er ist jedoch nicht mehr ganz jung und hat Probleme mit Herz und Ohren. Und so antwortet er auf Fragen nicht, die man gestellt hat und auf nicht gestellte Fragen antwortet er. Aber dadurch erzählt er, was er wirklich gern erzählen will und so wird es vielleicht auch interessanter.
Er muss wegen seines Herzens immer wieder Pausen machen, in denen wir das Kibbuz erkunden oder wir laufen auf den Berg hinauf, um eine wunderschöne Aussicht zu haben.
Anne musste Sonntag schon wieder los und ich habe Ezra dann noch ein wenig allein zugehört.

Als ich auf dem Hügel über seine Erlebnisse nachdenke, die aus einer anderen Zeit zu sein scheinen, aber noch nicht mal ein Leben umspannen, muss ich mich fragen, was in meiner Zeit passieren wird. Was werde ich erleben? Ich hoffe, niemals einen Krieg oder Verfolgung, niemals Hunger oder Vertreibung.


P.S. Eine zusammengefasste Familien-Geschichte der Feins ist momentan im Blog veröffentlicht. Sollte das mal nicht mehr der Fall sein, reiche ich sie gerne weiter. 



Donnerstag, 13. November 2014

Tagebücher


Die letzte Woche war relativ ruhig. Am Mittwoch war, wie jede Woche, unser Hauskreis. Das war wirklich gut. Eine Freundin von Lydia, der einen Mitarbeiterin von Hagoshrim, hat eine Andacht gehalten und es gab auch wieder mal gutes Essen und Gespräche. Dann war ich mit meiner Cousine am Shabbat bouncen. Das hat richtig Spaß gemacht! Und es ist glaub ich auch eine gute Sportart für mich. Es ist wie spazieren gehen, man kann sich umgucken und ganz entspannt laufen. Und es trainiert auch noch ein wenig ;) Aber vor allem ist es wirlkich cool, damit zu laufen!

Sonst hab ich hauptsächlich gearbeitet, war am Dienstag aber wieder bei Jehuda Bacon. Da hat er wieder viel erzählt. Zum Beispiel von seinem Kollegen Francic Bacon. Oder von "Menschen",  wie er sie nennt: Humane, weise, gebildete und vor allem sozial engagierte Leute.
Ich freu mich wirklich, dass ich so einen besonderen Mann kennen lerne und er so offen mit seinem Wissen und Erlebnissen ist.

Morgen fahr ich ((nachdem es einiges Balagan mit dem Schichtplan gab)) nach Ein Harod. Ein Kibbuz im Norden, südlich vom See Genezareth. Da treffe ich Ezra Fein, über den ich schon mal geschrieben hatte.
Nächsten Mittwoch fahr ich dann Eilat. Freu mich schon voll!! ;D





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Mittwoch, 5. November 2014

Arbeit

Mir ist gerade aufgefallen, das ich bis jetzt noch nicht so viel über die Arbeit geschrieben habe. Ich bin ja her gekommen, um zu arbeiten und ein freiwilliges, soziales Jahr zu machen. Natürlich will ich auch eine neue Kultur und ein anderes Land kennen lernen, aber das soll mir nicht das wichtigste sein. Und während ich immer wieder von Orten, Menschen und Festen berichte, erlebe ich (fast) jeden Tag auf der Arbeit auch einiges :)
Ich dachte früher immer, dass ich in diesem Jahr mit Kindern arbeiten will, aber ich muss sagen, dass mir die Arbeit mit den Residents hier auch voll Spaß macht. Es ist anders, als ich gedacht hatte und auch manchmal herausfordernd. Aber auf jeden Fall sollte dieses Jahr zwischen Schule und Studium das ja auch sein. Und ich freue mich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit gehe und mit den Residents zuammen arbeite.
Es gibt zwei verschiedene Schichten, in denen wir Freiwilligen arbeiten. Von 7-15 Uhr und 15-23 Uhr. Wir arbeiten fünf Tage die Woche und ich habe auch echt viel Urlaub. 40 Tage plus drei Tage Weihnachten und drei Tage Silvester. Also bleibt, wie ihr an meinen Posts wohl schon gemerkt habt, noch reichlich Zeit, das Land kennen zu lernen.
Auf meiner Station sind 10 verschiede Residents, die dort wohnen und alle eine bestimmte Art von Muskelschwund haben. Sie werden alle beatmet und müssen deswegen ständig gepflegt werden und es muss immer jemand bereit sein, falls etwas passiert. Man hat immer so zwei bis drei Residents pro Schicht und ist praktisch deren Hände. Das bedeutet also Anziehen, Duschen, Zähne putzen, in den elektrischen Rollstuhl setzen, Trinken, Essen, Toilette, Fernseh anmachen und auch zugucken ;D
Dabei ist es natürlich unvermeintlich, dass man eine Beziehung zu jedem aubaut. Und das ist auch echt schön. Auch wenn ich gerade heute einen hatte, der etwas wehleidig ist, was etwas nervig war, aber es ist trotzdem immer lustig und so ist eben jeder verschieden.